Kirchenmusik im Sprengel Nord der SELK
Die Kirchenmusik hatte und hat in den Gemeinden der SELK einen hohen Stellenwert. Fast überall gab und gibt es Posaunen- und/ oder Sängerchöre. Im Hannoverland gehen die Gründungen dieser Chöre auf den Hermannsburger PastorTheodor Harms (1819-1885 - Bruder des Erweckungspredigers Louis Harms) zurück. Er ist sozusagen der Vater unserer Posaunen- und Sängerchöre. In den meisten Gemeinden entstanden schon bald nach ihrer Konstituierung Posaunenchöre, vor allem für die Begleitung des Gemeindegesanges (in den jungen Gemeinden gab es zunächst kaum Orgeln), aber auch um das Evangelium in die Welt „hinein zu blasen“.
Theodor Harms sorgte für Ausbilder, Instrumente und Notenmaterial. Sein Verdienst ist es auch, dass er die Posaunen- und später auch die Sängerchöre fest an die Kirchengemeinden und ihr gottesdienstliches Leben anschloss. Neue Impulse für die Bläserarbeit brachten die Posaunenfeste. Schon auf Missionsfesten trafen sich in den 1880er Jahren Nachbarchöre zur Begleitung des Gemeindegesangs. Dabei erlebten die Bläser und ihre Zuhörer: „Welche herzbezwingende Gewalt von einem großen Bläserchor ausgeht, eine Wirkung, wie sie eine kleine Schar nicht im Entferntesten erreichen kann“. So entstand der Wunsch nach besonderen Posaunenfesten. Ab 1892 wurden und werden sie auch heute noch jährlich gefeiert, bis in die 1960er Jahre meist draußen unter Laubbäumen, danach mehr und mehr in Hallen oder Kirchen. Höhepunkte in der Entwicklung der Bläserarbeit gab es zu Beginn des 20. Jahrhunderts und dann vor allem nach dem 2. Weltkrieg.
Ein weiteres wichtiges Anliegen von Theodor Harms war die Gründung von Sängerchören in den Gemeinden. Sie sollten den Gemeindegesang fördern (Einführung der rhythmischen Choralmelodien) und die Liturgie in den Gottesdiensten mitgestalten. Schon 1860 hatte er eine erneuerte Gottesdienstordnung herausgegeben, das „Kantional (Text- und Notenbuch) zur Lüneburger Kirchenordnung“.
Ähnlich wie bei den Bläsern trafen sich auch schon bald Sängerchöre aus benachbarten Gemeinden zum gemeinsamen Singen und Musizieren. Sängerfeste gab es aber erst ab 1923. Seitdem werden sie jährlich gefeiert – in Hallen oder Kirchen.
Die Sängerarbeit erlebte vor allem nach dem 2. Weltkrieg eine besondere Blütezeit. In manchen Gemeinden gehörten bis zu 20% der Gemeindeglieder dem Chor an. Heute haben viele Chöre (besonders Sängerchöre) Nachwuchssorgen. Die abnehmende Geburtenzahl, die Tendenzen der Säkularisierung (Verweltlichung), die auch vor der Kirche nicht Halt machen und die Abneigung vieler Jugendlicher, sich auf Dauer einem Chor zu regelmäßiger Mitarbeit anzuschließen, haben dazu geführt, dass es in manchen Gemeinden nur noch einen so genannte Projektchor oder auch gar keinen Chor mehr gibt.